|
Protokoll der Generalversammlung 2004
15.Juli 2004, Rest. Beaulieu, Bern
Beginn der Veranstaltung ist erst um 19.00. Mario Fux und Myriam Schweingruber waren entschuldigt verspätet. Auch wird noch auf Ueli Zbinden gewartet, welcher allerdings (unentschuldigt) nicht kommt.
Anwesende Mitglieder
Tobias Badertscher, Michael Beyer, Dietrich Feist, Mario Fux, Robert Jenni,
Markus Jordi, Wolfram Luithardt, Robert Ribnitz, Christian Schweingruber,
Myriam Schweingruber, (erscheint entschuldigt später), Florian Verdet,
Markus Wernig (Anwesend 12 Personen)
Entschuldigt: Claude Almansi, Peter Ens, Alex Schröder, Gaudenz Steinlin.
|
1. Bericht des Präsidenten
Dietrich Feist begrüsst die Anwesenden um 19.00 zur zweiten
Generalversammlung von 'Wilhelm Tux, Kampagne für Freie Software'
(Wilhelm Tux), und gibt eine Zusammenfassung der letzten beiden Jahre.
Gleich zu Beginn merkt er an, dass er (aus persönlichen Gründen) nicht
mehr für das Amt des Präsidenten kandidiert, dass er sich jedoch (in
Ermangelung anderer Kandidaten) als Kassier aufstellen lässt.
Die Gründung von Wilhelm Tux von vor zwei Jahren geschah zu einer
Zeit, als in Deutschland die 'Bundestux'-Kampagne bereits ihre Spuren
hinterlassen hatte: Microsoft hatte sich entschlossen, MS Windows NT,
welches (unter anderem) auf den Rechnern des Bundestages lief, nicht
mehr zu unterstützen. Findige Vertreter aus Politik und Wirtschaft
taten sich zur Bewegung 'Bundestux' zusammen. Ziel von 'Bundestux' war
vorrangig die Umrüstung der Bundestags-Rechner auf GNU/Linux, sowie
etwas allgemeiner die Forderung, Freie Software bei der öffentlichen
Beschaffung vermehrt zu berücksichtigen. Auf der Webseite der Kampagne
gab es auch eine Unterstützerliste, in welche man sich eintragen
konnte. Die Idee fand ungeahntes Echo und die Unterstützerliste füllte
sich relativ schnell. Bevor das System ob des Traffics zusammenbrach,
waren ca. 40.000 Leute auf der Unterstützerliste eingetragen.
Unter diesen Voraussetzungen begannen sich auch in der Schweiz Leute
zu formieren. Waren es am Anfang bloss Posts auf den Mailinglisten der
LugBE und von Linuxbourg, wurde den Verfechtern relativ bald klar,
dass sie bei einer Linux-User Gruppe eigentlich am falschen Platz
waren. Die Leute in der LUG interessierten sich vorrangig dafür, wie
sie welches Linux aufsetzen konnten und wie sie mit den Problemen,
welcher der Betrieb mit sich brachte, fertig würden. Nur sehr wenigen
unter ihnen waren politische Ziele in diesem Bereich ein Anliegen.
Eine eigene Organisation musste als her, und unter diesen Vorzeichen
wurde Wilhelm Tux von Vertretern aus Bern, Fribourg und Murten
gegründet.
Eine Webseite wurde aufgesetzt, mit einer Unterstützerliste, ähnlich
der Bundestux-Bewegung. Die Unterstützerliste füllte sich, zur Zeit
der GV waren ca. 800 (überprüft: 828) Personen darauf eingetragen. Das
Presse-Echo war enorm, und mancher Journalist wusste wahrscheinlich
nicht, dass sich hinter dem Namen 'Wilhelm Tux' bloss 5-10 Aktive
versteckten.
Wie sich herausstellte, war die Situation in der Schweiz allerdings
völlig anders als in Deutschland. Die Öffentlichkeit in Deutschland
war mit dem Gedanken der 'Open Source Software' eher vertraut, und so
konnten Leute gleichzeitig von oben und unten mit der
Bundestux-Kampagne Erfolg haben.
Auch stand die deutsche Verwaltung unter grösserem Spardruck, was den
Ausschlag gegeben haben könnte. Unterdessen vernahm man in der Schweiz
zu jener Zeit von Politikern, die Kosten Freier Software seien
unkalkulierbar - Die Schweiz als Bastion kommerzieller Software.
Nach 2 Jahren kann man sagen, Wilhelm Tux war nötig, und hat etwas
bewirkt. Die Informatik-Strategie des Bundes listet einige der
Forderungen von Wilhelm Tux - allerdings nur auf dem Papier, die
Umsetzung ist etwas ganz anderes.
Es gab anscheinend auch solche Bewegungen ausserhalb von Wilhelm Tux.
So hat Wilhelm Tux erst nachträglich erfahren, dass der Kanton
Solothurn seine Informatik auf 'freie Alternativen' (-> GNU/Linux)
umgestellt hat.
Dietrich Feist verliest den Tätigkeitsbericht für das Jahr 2003/2004 .
|
Vor ca. 3 Monaten erfolgte erneut eine Umorientierung von Wilhelm Tux
nach aussen: Um Ostern fand ein Treffen verschiedener Stakeholder im
Bereich Freier Software in Olten statt (Das 'Schnipotreffen'). Bei
diesem Treffen trat zutage, dass die anderen Schweizer Organisationen
mit der Existenz und der Arbeit von Wilhelm Tux zufrieden waren,
entlastete sie diese doch davon, Lobbyingarbeit in Kernbereich von
Wilhelm Tux zu betreiben.
Bei diesem Treffen kam auch die Free Software Foundation Europe (FSFE)
zur Sprache. Sofern eine Annäherung zu dieser Organisation erfolgen
sollte, so sollte dieser Antrag (und die Federführung zur Etablierung
einer Unterorganisation, bzw. eines Chapters) aus der Position von
Wilhelm Tux erfolgen. Sofern nötig, seien die Statuten entsprechend
anzupassen, um dies zu erlauben.
Wo Berge sind, gibt es auch Täler. So gab es zwischen den Höhepunkten
des Schaffens von Wilhelm Tux auch Tiefpunkte. Die vielleicht
einschneidendste Veränderung kam durch den unerwarteten Tod von
Matthias Gygax, welcher Webmaster bei Wilhelm Tux gewesen war.
Ein weiteres Problem ist der latente Mitgliederschwund, von 63
Mitgliedern zur letzten GV auf etwa 40 im letzten Jahr. Die
Entwicklung ist absehbar. 20 Mitglieder in 6 Monaten. Nicht nur aus
diesem Grunde hatte man sich die Frage gestellt, ob Wilhelm Tux
wirklich die richtige (rechtliche) Organisationsform habe. Die FSFE
sei als Stiftung organisiert, was Wilhelm Tux nach Schweizer Recht
leider nicht offen steht. Ideal wäre eine Organisationsform, welche es
erlaubt, von möglichst wenig aktiven Personen aufrecht erhalten zu
werden. Das Bild von Wilhelm Tux auf dem WSIS: Wilhelm Tux im
Gummiboot, unter lauter Ozeandampfern.
Im Unterschied zu Wilhelm Tux, kann sich die FSFE einen
Vollzeitlobbyisten leisten. Wilhelm Tux besteht aus Leuten, welche das
Lobbying in ihrer Freizeit (in einer 60 Std. Arbeitswoche) betreiben.
Es wäre daher gut, Anreize zu schaffen, dass sich Wilhelm Tux
zumindest einen 10-20% Lobbyisten leisten kann. Dies brauche bei den
aktuellen Mitgliederbeiträgen jedoch mehrere hundert zahlende
Mitglieder - eine Situation, welche nicht realistisch ist.
Am Schluss der Rede von Dietrich Feist wurde die Frage aufgeworfen,
wie ein lokales Wilhelm Tux versuchen soll, globale (zumindest
europaweite) Probleme anzugehen. Softwarepatente sind kein Schweizer
Problem. Wenn sie allerdings von der Europäischen Union beschlossen
werden, hat die Schweiz wenig Möglichkeiten, sich der Lage in der EU
zu entziehen. Sie darf Softwarepatente dann eigenständig
nachvollziehen.
|
2. Bericht des Kassiers
Ueli Zbinden, der Kassier, ist abwesend, die Revisoren sind anwesend
und legen einen Bericht vor:
Guthaben von Wilhelm Tux ca. SFr. 2.000.-
Webauftritt wird gesponsert von Catatec (Danke)
Die budgetierten Ausgaben (Domains, Transport-Spesen G. Greve, etc.)
liegen bei etwa Sfr. 500.-.
Gemäss Präsident stimmt die Kosten-/Nutzen-Rechnung bei den
Mitgliederbeiträgen nicht. Es sei für SFr. 30.- / Mitglied einfach
unmöglich, mehrmals zu mahnen, etc. Daher der Antrag,
Mitgliederbeiträge entweder massiv zu erhöhen, oder ganz abzuschaffen
(es geht letztlich um eine Verringerung des Verwaltungsaufwandes,
siehe später).
|
3. Bericht der Revisoren
Gemäss Wolfram Luithardt ist die Revision eine reine Formsache. Die
Rechnung von Wilhelm Tux besteht aus wenigen, übersichtlichen
Positionen. Er empfiehlt der GV daher die Revision zur Annahme, und
die Entlassung der bisherigen Chargen.
Für die nachfolgenden Abstimmungen: 12 anwesende stimmberechtigte
Mitglieder. Einfaches Mehr: 7 Stimmen, Zweidrittel-Mehr: 8 Stimmen
4. Entlastung des Vorstandes
Entlastung bisherige Chargen und Vorstand: einstimmig angenommen
|
5. Neuwahl des Vorstandes
Kandidaten auf Präsidialämter sind Alex Schröder und Myriam
Schweingruber. Es gibt vorerst eine Diskussion, ob Alex in absentia
gewählt werden könne. Schliesslich eingt man sich darauf, ihn zum
Vizepräsidenten zu wählen.
Es werden folgende Mitglieder in den Vorstand gewählt: (+/-/enthalten)
Präsidentin: Myriam Schweingruber (11/0/1)
Vizepräsident: Alex Schröder (in Abwesenheit) (9/0/3)
Aktuar: Mario Fux (10/0/2)
Kassier: Dietrich Feist (11/0/1)
|
6. Neuwahl der Revisoren
Wolfram Luithardt und Peter Ens (in Abwesenheit) werden als Revisoren
bestätigt (11/0/1).
7. Bestätigung der Beisitzer/innen
Auf Antrag von Dietrich Feist, dem Leiter der Veranstaltung,
beschliesst die Generalversammlung die Entlassung (und spätere
Neubestimmung durch den Vorstand) sämtlicher Beisitzer.
Da im Grossen Saal eine Veranstaltung der LugBE stattfindet, Umzug in
den Kleinen Saal.
Für die folgenden Beschlüsse fehlen Markus Wernig und Robert Jenni.
Daher neu: 10 Stimmberechtigte, Mehr: 6, 2/3 Mehr: 7 Stimmen
8. Festsetzung der Mitgliedsbeiträge
Wird verschoben, da ein die Mitgliederbeiträge betreffender Antrag im
nächsten Punkt diskutiert werden soll.
|
9. Beratung über Anträge an die GV
Statutenänderung und Abschaffung der Mitgliederbeiträge
Es entbrennt eine heftige Diskussion über den Antrag, den
Mitgliederbeitrag ganz abzuschaffen und die Mitgliedschaft im Verein
an aktive Mitarbeit zu knüpfen. Allerdings wird vor allem von
Christian Schweingruber die Position vertreten, eine solche
Statutenänderung öffne der Willkür Tür und Tor. Wer bestimme, was
aktive Beteiligung bedeute?
Schliesslich kristallisiert sich heraus, dass die Instrumente
vorhanden sind, es anderen Organisationen und Privatpersonen zu
ermöglichen, den Verein zu unterstützen, ohne aktiv zu werden (d.h.
ohne Mitgliedschaft). Aus diesem Grund seien eigentlich keine
Statutenänderungen nötig. Es gehe einzig um den Abbau von
Verwaltungsaufwand.
Die GV setzt den Mitgliederbeitrag für das laufende Jahr auf Sfr. 30.-
fest.
Es wird folgender Passus in die Statuten übernommen (in Abänderung von
Artikel 3.2.):
"Stichtag für die Entrichtung des Beitrages ist das Datum der GV. Der
Beitrag gilt für ein Vereinsjahr, das heisst, bis zur nächsten GV. Der
Beitrag ist unmittelbar vor oder bei der GV zu bezahlen."
Diese Änderung wird einstimmig angenommen.
|
10. Varia
10.1. Diskussionen über die Aufrechterhaltung des
nicht-deutschsprachigen Webauftrittes
Idee wäre, zumindest eine Startseite in der entsprechenden Sprache
aufrechtzuerhalten, sofern sich Editoren finden.
10.2. Einstellung der französischsprachigen Mailinglisten
Der Traffic kann von der Wilhelm Tux-Diskussions-Liste absorbiert
werden. Die französischsprachigen Mailinglisten haben ein Jahr lang
keine relevanten Posts erhalten und sind daher einzustellen.
10.3. Antrag auf Assoziation von Wilhelm Tux zur FSF Europe
Die Zeit ist gekommen, der Free Software Foudation Europe einen
offiziellen Antrag zur Assoziation von Wilhelm Tux zu machen. Wilhelm
Tux würde so der offizielle Ansprechpartner für Fragen an die FSFE,
welche die Schweiz betreffen. Myriam Schweingruber erklärt die Gründe
für diese Assoziation, die Konsequenzen und die notwendigen
Formalitäten. Als demokratischer Verein muss ein solcher Antrag von
der GV gutgeheissen werden. Einstimmig angenommen.
10.4. Schweizweites Treffen
Nach erfolgter Assoziation mit der FSFE sollten alle Stakeholder (vor
allem die Schweizer Linux User Gruppen) offiziell zu einem Treffen
eingeladen werden, wo sie über neuen Status von Wilhelm Tux informiert
werden. Dieser Vorstoss ist sehr umstritten, da sich ein Grossteil der
Lugs sowieso nicht interessiert, und diejenigen, welche es
interessiert, sowieso an die Informationen gelangen.
Da eine solche Aktion jedoch nicht einer Genehmigung durch die GV
bedarft, wird die Disukussion beendet.
10.5. Wilhelm Tux-Announce Mailingliste
Die Annouce-Mailingliste ist das offizielle Publikationsorgan des
Vereins. Aus Mangel an Ressourcen (kein Pressesprecher mehr) werden
alle relevanten Publikationen über die Announce-Mailingliste
verbreitet und wenn nötig auf der Webseite aufgeführt. Der Vorstoss
wird einstimmig angenommen.
Ende der Generalversammlung um 21.20
|
|