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Ursprüngliche Stellungnahme zum Papier der Meta-Group
Zur neuen Lage beim ISB
2 Reaktionen auf die Meta-Studie
Antwort des ISB


Zwei Reaktionen auf die MetaStudie beim ISB

Hier sind zwei Mails, die - jedes für sich auf eigene Art - die Besorgnis ausdrücken, mit der die Entwicklungen in der Informatik der öffentlichen Stellen beobachtet werden. Beide Mails waren ans ISB gerichtet.

Sehr geehrte Herren,

Wir haben ihr "Positionspapier zum Einsatz von Linux und OpenSource" gelesen und erlauben uns, Ihnen etwas Feedback zukommen zu lassen. Auf der entsprechenden Seite des ISB sagen Sie, dass das Positionspapier Entscheidungsgrundlagen zum Einsatz von Linux und OpenSource-Produkten in verschiedenen Bereichen der Informatik liefert. Da wir vom Verein WilhelmTux uns zum Ziel gesetzt haben, den Einsatz von Freier Software in der Schweiz zu fördern, insbesondere in öffentlichen Institutionen und Behörden, interessiert uns ihr Positionspapier natürlich.

Uns stören an diesem Positionspapier die fehlenden Quellennachweise, fehlende Angaben zu den Autoren, sowie fehlende Erläuterung des Mess- oder Bewertungsmodelles. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Obwohl Firmen wie IBM sicherlich gute Gründe dafür nennen könnten, warum Linux auf grossen Rechnern installiert werden sollte -- in der Einleitung spricht die META Group von "High-End Servern" -- finden wir weder die Argumente für eine solche Lösung, noch finden wir eine Begründung warum die Plattformkosten nicht "zielführend" sind. Dabei ist doch jedem IT Verantwortlichen klar, dass die reinen Hardwarekosten nicht ausschlaggebend sind. Es spielen Administration, Sicherheit, Stabilität, durchschnittliche Dauer des unterbrechungsfreien Betriebes, Lizenzen und viele weitere Faktoren eine Rolle, um die so zentralen Werte wie Total Cost of Ownership (TCO) oder Return On Investment (ROI) zu bestimmen. Die META Group hält es allerdings nicht für nötig, auf diese essenziellen Fakten einzugehen; selbst auf Seite 8 wird nur eine stark vereinfachte Übersicht geboten. Dieses Positionspapier kann nicht als Entscheidungsgrundlage verwendet werden, wenn die Entscheide nicht nachvollziehbar sind.

Desweiteren stören uns an diesem Positionspapier die unsorgfältigen Formulierungen. Dieses Positionspapier soll eine Entscheidungsgrundlage sein, doch wichtige Tabellen, beispielsweise schon die erste Abbildung, sind auf Englisch. Zudem werden die Daten in keiner Weise erläutert: Was bedeutet die Note 2? Was bedeutet "Market Momentum"? Leider erstreckt sich die unsorgfältige Formulierung auch auf den Text. Schon in der Einleitung wird davon gesprochen, dass Linux auf High-End Servern "aus Gesichtspunkten der Plattformkosten wenig zielführend" sei. Was sind diese Gesichtspunkte? Gibt es mehrere? Was sind die Plattformkosten? Oder auf der nächsten Seite: Linux und Microsoft Windows seien in gewissen Bereichen "gleicht [sic!] schlecht aufgestellt." Was bedeutet das? Dieses Positionspapier macht keinen seriösen Eindruck.

Schlussendlich stört uns an diesem Positionspapier die mangelhafte Stringenz. Beispielsweise heisst es auf Seite 5, dass Market Momentum "ein Garant für den weiteren Markterfolg und damit das Überleben dieses Betriebssystems darstellt." Doch was bedeutet das? Bedeutet es, dass alle Investitionen im Umfeld der anderen Betriebssysteme langfristig in den Sand gesetzt sind? Was für Kosten kommen auf uns zu, wenn ein Betriebssystem nicht überlebt -- wer kann da die Wartung wahrnehmen? Und zu welchem Preis? Wieviel kostet eine Migration? Das Positionspapier erwähnt zwar einzelne Punkte, die auch uns interessant erscheinen, macht sich aber nicht die Mühe, die sich daraus ergebenden Folgen im Detail zu analysieren.

Leider könnte man für diese Kritikpunkte zahlreiche Beispiele aufführen: Warum schneidet Linux um Client/Server Applikationsumfeld schlecht ab? Was ist das Client/Server Applikationsumfeld überhaupt? Warum ist im Datenbank Umfeld die "Verfügbarkeit" für Linux schlecht? Was ist Verfügbarkeit überhaupt? Anzahl Datenbanken? Anzahl Best-Of-Breed Datenbanken? Features der Best-Of-Breed Datenbank? Mean Time Between Failure (MTBF)? Auf Seite 9 werden zwar kurz Clusterung und Multi-Prozessor Maschinen angesprochen, doch wird auch hier nicht klar, ob diese Unterschiede auch tatsächlich relevant sind. Wieviele bestehenden Datenbanken benötigen denn Clustering oder Multi-Prozessor Maschinen? Wie steht es um Clustering und Multi-Prozessor Maschinen im Datenbankbereich bei Windows? Weiter: Warum schliesst Linux auf der Applikationsschicht schlecht ab -- wurde hier die Anzahl Applikationsserver beurteilt? Oder erfolgreiche Projekte? Oder Entwicklungsumgebungen? Welche Produkte wurden berücksichtigt? Diese Liste wäre interessant! Als Leser will man ja die Annahmen, welche dem Positionspapier zugrunde liegen, überprüfen können. Leider ist man hier auf Gedeih und Verderb den englischen Tabellen ausgeliefert, welche Noten auf einer unbekannten Skala, nach unbekannten Kriterien, auf undefinierte Begriffe verteilen.

Aber das ist noch nicht alles: Uns stören auch einige der gemachten Annahmen selber, sofern sie aufgeführt werden. Schauen wir uns Seite 7 an: Warum ist die Unterstützung von ISVs ein relevantes Kriterium, wenn auf Linux ja insbesondere viel Freie Software eingesetzt wird, die eben nicht von Verkäufern verkauft wird, sondern von unzähligen privaten und wirtschaftlichen Benutzern weiterentwickelt wird? Wie wurden die Applikationen gezählt, von denen unter Windows mehr entwickelt werden? Vielleicht werden diese entwickelt, weil es unüblich ist, eine bestehende Lösung weiter zu entwickeln und an die eigenen Bedürfnisse anzupassen, so wie das bei Freier Software üblich ist? Vielleicht gibt es extrem viele triviale Software für Windows? Um ein relevantes Beispiel aufzugreifen: Wieviele Office Suiten ausser Microsoft Office gibt es für Windows sonst noch? Welcher der diversen Office Suiten für Linux wurden dem gegenüber untersucht?

Sie sehen, wir sind erst auf Seite 7 und schon gibt es so viele Kritikpunkte an diesem Positionspapier, dass eine weitere Diskussion kaum noch sinnvoll erscheint. Falls es Sie interessiert, sind wir gerne bereit, uns mit den Verantwortlichen auf der Seite des ISB zu einem Gespräch zusammenzusetzen. Wir hoffen natürlich, dass dieses Positionspapier nicht als Entscheidungsgrundlage zum Einsatz von Linux und OpenSource-Produkten eingesetzt wird.

Mit freundlichen Grüssen,
Alexander Schröder

Die Antwort des ISB lesen Sie hier.

Sehr geehrter Herr Didisheim,

in meiner Rolle als Steuerzahler macht mir der Informationvorgang um das von Ihnen publizierte

"Positionspapier zum Einsatz von Linux und OpenSource"
( http://www.isb.admin.ch/dok/opensource.htm )

grosse Sorgen.

Entgegen den Aussagen aus dem ISB, die auf der Wihlhelm-Tux-Mailingliste zulesen waren, handelt es sich bei der o.g. Internetseite aus Sicht eines unbedarften Lesers klar um die offizielle Position des ISB (und damit des Bundes) zur Frage Linux und Open-Source-Software. Für mich richtet sich die Publikation klar an Laien und einfache Anwender, die, aufgrund der dem ISB zugedachten Rolle, annehmen müssen, dass hinter der Veröffentlichung Beschlüsse des Bundes stecken.

Für diese Zielgruppe ist es nicht massgeblich, ob die "Studie" der Metagroup wissenschaftlich, sachlich korrekt oder substantiell unterlegt ist. Es ist für diese Leute auch nicht wichtig, ob die darin gefundenen Schlüsse den aufgeführten "Fakten" widersprechen. Massgeblich für Nicht-Fachleute ist, dass die "Studie", aus der hervorgeht, dass Open-Source-Software nicht eingesetzt werden soll, vom ISB publiziert wurde.

Genauso gut könnten Sie auf der Seite schreiben:
"Open-Source-Software bietet keine Vorteile und wird darum nicht eingesetzt."

Unbedarfte Besucher Ihrer Seite würden dieser plakativen Aussage ebenso glauben schenken wie dem Dokument von der Metagroup weil die Aussage durch das ISB verbreitet und damit als authorisiert betrachtet wird.

Darf ich Sie darum bitten, auf den Seiten Ihrer Organisation die Veröffentlichung von (wie das ISB sinngemäss sagt) "bedeutungslosen Dokumenten, die im ISB stapelweise herumliegen" dementsprechend zu deklarieren? Ich habe das Gefühl, dass die Überschrift:

"Positionspapier zum Einsatz von Linux und OpenSource"

nicht die gleiche Aussage trifft wie die oben genannte Auskunft, die das ISB einem Reporter gegeben hat.

Aber zum steuerlichen Aspekt:
Soweit mir bekannt, ist es gut, ein Produkt oder eine Leistung auf dem Inlandsmarkt zu verkaufen, besser wäre es, etwas zu exportieren. Triff dies zu, ergibt sich logischer Weise, dass es schlecht ist, etwas zu _importieren_, besonders dann, wenn der Preis unbekannt/unkalkulierbar ist. Im Falle der Anschaffung von Microsoft-Software für die Verwaltung würden schweizer Steuergelder ins Ausland fliessen. Die Gegenleistung besteht in dem zeitlich begrenzten Recht, diese Software zu nutzen, durch deren Anwendung eine technologische Abhängigkeit entsteht. (man könnte hier von einer Art virulentem Charakter sprechen)

Microsoft führt bereits seit Monaten vor, welche Möglichkeiten in der Preisdynamik mit einer Monopolstellung verbunden sind. Viele Unternehmen (weltweit) haben die neue Lizenz- und Preispolitik von MS bereits zum Anlass genommen, sich von Microsoft abzuwenden. Regelmässig sind in der Wirtschaftpresse Erfolgsmeldungen zu lesen, aus denen hervorgeht, das (teils wider Erwarten) enorme Einsparungen erreicht werden konnten. Versicherungskonzerne, Versandthäuser, Industriebetriebe und -konzerne sind nach einer Umstellung nicht zuletzt von den ökonomischen Auswirkungen Freier Software begeistert. Oder anders - inzwischen ist praktisch in vielen Fällen unterschiedlicher Anwendungen erwiesen, dass Microsoft- und andere proprietäre Software _teuer_ sind. Das dafür erforderliche Geld im Falle des Bundes, werden die Steuerzahler aufbringen müssen. Die meisten wissen gar nicht, dass sie darüber entscheiden sollten. Die wenigen, die sich dafür interessieren, werden durch Ihre "Positionspapier" in die Irre geleitet. Es könnte der Verdacht entstehen, dass hier eine zielgerichtete Beeinflussung interessierter Bürger versucht wird.

Besonders erschreckend ist der Lawineneffekt, der durch einen Entscheid hin zu proprietärer Software erzeugt wird. Wenn der Bund Dokumente (wie auf dem Webserver des ISB) im Micorosoft-Word-Format zur Verfügung stellt, oder gar einen Enscheid zur Verwendung dieser Software und (schlimmer noch) ihrer proprietären Formate fällt, werden _alle_ Gemeinden der Schweiz gezwungen, ihre Software ebenfalls bei Microsoft zu kaufen und sie werden sich daran gewöhnen, bis sie nicht mehr anders können. Entwicklungen wie "Palladium" dienen dazu, genau diesen Effekt zu zementieren.

Ich selbst habe verfolgt, wie, nicht zuletzt wegen der "Kompatibilität", in meiner Gemeinde (Wil/SG) vor wenigen Tagen knapp 200.000,- CHF für die Beschaffung von Microsoft-Software bewilligt wurden. Geld, dass direkt aus meinen Steuerzahlungen aufgebracht wird.

Ich bin weiterhin der Meinung, dass der Einsatz von proprietärer Software, deren Quellcodes ausschliesslich einer fremden Macht vorliegt, welche sich in letzter Zeit gegenüber Europa als recht aggressiv gezeigt hat, nicht nur den Steuerzahler um Geld beraubt, sondern eine beängstigende Gefährdung des Gemeinwesens, der Verwaltung und der Gesellschaft in der Schweiz und in Europa darstellt. Wäre der Einsatz proprietärer Software ebenso unbedenklich, wenn sie aus dem Irak oder Nordkorea stammen würde?

Wie die Verfechter der Mircrosoft-Software immer wieder klarstellen, ist der besondere Vorzug von Microsoft-Software, dass sie mit Microsoft-Software kompatibel ist. Einerseits ist diese Annahme nicht zutreffend, andererseits ist sie der Beweis dafür, das eben diese Verfechter bereits abhängig von Microsoft sind. Mit der Abhängigkeit von Microsoft, sind wir auch vom Wohlwollen der USA abhängig und werden somit zum strategischen Spielball in einem Spiel, dass in Europa niemand gewinnen kann.

Die Abhängigkeit von proprietären Softwareprodukten ist wie ein Loch im Geldbeutel. Der Monopolist kann sich durch dieses Loch beliebig bedienen und im Zweifelsfall seine eben beschriebene Macht benutzen um beliebige Forderungen geltend zu machen. Im Falle des Bundes, handelt es sich bei diesem Geld um die Steuergelder der Bürger.

Wenn Sie die internationalen Nachrichten auf dem Gebiet der IT verfolgen, wird Ihnen sicherlich nicht entgangen sein, dass inzwischen sogar verschiedene Staaten in den USA Angst vor der Monopolstellung Microsofts haben und aus diesem Grund in verschiedenen Staaten der USA Schulverwaltungen, Regierungsbehörden und andere öffentliche Einrichtungen den Wechsel auf Freie Software erwägen und teilweise bereits vollzogen haben. Ich glaube, dass dieser Umstand allein bereits Grund zum Nachdenken über unsere derzeitige Situation geben sollte.

Als Techniker und Systementwickler mit ausgeprägten Langzeiterfahrungen mit Microsoft-Systemen, Microsoft-Support und Microsoft-Geschäftsgebaren, sowie (inzwischen) mehrjährigen Erfahrungen mit Freier Software, fühle ich mich in der Lage, die verschiedenen Aspekte des Softwareeinsatzes wie

  • ToC (Total cost of ownership)
  • Stabilität
  • Sicherheit
  • Kosten/Nutzen Verhältnis
  • Anpassungsfähigkeit
  • Abhängigkeit von Herstellern
  • Wirtschaftlichkeit
von beiden Seiten aus beurteilen zu können. Dennoch würde ich nicht wagen, eine derart unprofessionelle "Studie" über Open-Source und Linux abzuliefern, ganz gleich mit welcher Kernaussage.

Die einfachste Art, zu vermeiden, unbedarfte Nutzer und Laien in die Irre zu führen sehe ich darin, die Seite von Ihrem Web-Server zu entfernen, bis tatsächlich Beschlüsse über die Verwendung Freier Software gefasst wurden. Ich schätze, dass das Entfernen einer Webseite in ca. 10min. erledigt sein kann und ich bitte Sie, dies umgehend zu veranlassen.

An jedem Tag, den diese Seite länger auf dem Netz sichtbar ist, werden weitere Bürger und Behörden die (auch vom ISB als bedeutungslos bezeichnete) Information zur Kenntnis nehmen und auf dieser Basis Beschlüsse fassen, die allen Steuerzahlern jahrzehntelang auf der Tasche liegen werden.

Vielen Dank,
Manfred Morgner

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