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Erklärung zum Einsatz Freier Software

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«Public Money - Public Code» und «Save Code Share»
Zwei wichtige neue Initiativen der Free Software Foundation Europe
16.11.2017 Markus Wernig


Die Free Software Foundation Europe (FSFE) hat gleich zwei neue Initiativen gestartet:
Zwei Themen, zwei Analysen, ein Resultat: Der aktuelle Zustand ist absolut ungenügend, es besteht Handlungsbedarf. In einem Fall (die EU-Richtlinie) ist er sogar dringend, um absehbare Schäden für Anwender und Anbieter von Software noch abzuwenden.

Wilhelm Tux ist seit 2004 assoziiertes Mitglied der FSFE und empfiehlt Ihnen, beide Anliegen zu unterstützen.


Public Money
Public Code

In einem Offenen Brief an Politiker aller Couleur fordert die Free Software Foundation Europe (FSFE), dass alle Software, die im Auftrag der Öffentlichen Hand entwickelt wird, unter einer Freien / Open Source Software-Lizenz stehen muss.

Software, die mit öffentlichen Steuergeldern bezahlt wurde, soll auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Was so einfach und einleuchtend klingt, ist heute in weiten Teilen nicht der Fall - im Gegenteil. Restriktive Software-Lizenzen der Hersteller untersagen jegliche Weitergabe des im Auftrag entwickelten Quellcodes. Dies ist in mehrerlei Hinsicht kritisch:
  • Quellcode, der nicht öffentlich ist, kann nicht öffentlich überprüft werden - z.B. auf Schwachstellen und Fehler, auf heimliches Datensammeln oder Hintertüren. Gerade bei so heiklen Programmen wie e-Voting ist eine öffentliche Überprüfung der eingesetzten Systeme aber absolute Voraussetzung.
  • Andere Stellen der Öffentlichen Hand können die bereits bezahlte Software nicht einfach wiederverwenden, sondern müssen erneut dafür bezahlen.
  • Andere Anbieter sowie lokale Dienstleister werden von vornherein ausgeschlossen, z.B. die Software anzupassen oder zu erweitern. So werden Monopole gefördert, die dann wieder mit komplizierten Gesetzen beseitigt werden müssen.

Unterstützen auch Sie die Aktion der FSFE und unterzeichnen den Offenen Brief an die Volksvertreter.

In der geplanten neuen Copyright-Richtlinie der EU sind einige sehr heikle Bestimmungen enthalten. Unter anderem wird festgeschrieben, dass Betreiber von Code-Sharing-Plattformen (wie etwa GitHub, Sourceforge, StackOverflow usw.) jeden Upload überwachen und das Hochladen von möglicherweise Copyright-geschütztem Code verhindern müssen.

Dabei wird unter anderem komplett ausser Acht gelassen, dass z.B. Freie Software nicht einem kommerziell ausgerichteten Copyright-Modell unterliegt. Die Weitergabe und Veröffentlichung von Quellcode ist nicht nur nicht verboten, sondern sogar explizit erwünscht! Das Studium von fremdem, öffentlichem Code - eine der grossen Errungenschaften der Open-Source-Bewegung - ist sowohl in der Informatik-Ausbildung als auch im täglichen Berufsleben von Informatikern inzwischen nicht mehr wegzudenken.

Die Auswirkungen dieser neuen Bestimmung auf die gesamte europäische Software-Branche sind daher unabsehbar. Ein Grossteil der Entwickler von Open-Source-Software setzen für die Zusammenarbeit untereinander solche Plattformen ein, die die Bestimmung regulieren will.

  • Wenn die Weitergabe von Code durch (bisher unbekannte) Algorithmen und Filter behindert wird, ist eine Zusammenarbeit von Entwicklern nicht mehr sinnvoll möglich.
  • Die Veröffentlichung von Code - d.h. Wissen, das von andern Entwicklern aufgenommen, erlernt und selber angewendet werden kann - ist ein absolut zentrales Element der Freien Software-Entwicklung. Diese Möglichkeit zu beschränken, behindert diese und bedeutet gleichzeitig eine enorme Vernichtung von Wissensgütern.
  • Alle Entwickler werden gänzlich unberechtigt unter Generalverdacht gestellt. Die Besonderheiten des Entwicklungsmodells Freier Software werden komplett ignoriert.
In einer ausführlichen Analyse beschreiben FSFE und Openforum europe die Gefahren und möglichen Auswirkungen der vorgeschlagenen Richtlinie. Darüber hinaus haben sie einen Offenen Brief an die Mitglieder der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments verfasst, den man online unterschreiben kann. Dieser wird den beiden Gremien, zusammen mit den Unterschriften, überreicht werden.

Bedauerlicherweise werden in aller Regel Handelsbestimmungen solcher Art irgendwann auch von der Schweiz übernommen. Zudem sind natürlich auch Schweizer Entwickler und Anwender betroffen, wenn die Code-Hosting-Plattformen einmal anfangen, diese Filter einzubauen. Daher ist ein Unterzeichnen des Offenen Briefes als Einzelperson oder als Firma/Organisation absolut sinnvoll!

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