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Zum Wechsel auf «Office365» bei Stadt und Kanton Bern
Pressemitteilung 13. Juli 2023
Gemäss Presseberichten werden nach Bund und anderen Kantonen und Gemeinden auch Stadt und Kanton Bern das internet-basierte Office-Paket «Office365» von Microsoft beschaffen.
Sehenden Auges begeben sich die Berner Behörden damit auf den Weg in eine doppelte Abhängigkeit:
Einerseits von dem Software-Hersteller Microsoft, von dem bereits heute ein Grossteil der eingesetzten Büro-Software stammt, und der damit noch grösseren Spielraum für zukünftige Vertragsverhandlungen erhält (Stichwort: Lock-in [1][2]). Und andererseits von dem Cloud-Speicher, auf dem wohl der grösste Teil der bearbeiteten Dokumente landen wird, und der praktischerweise auch gleich von Microsoft zur Verfügung gestellt wird.
Dass die Daten dabei unter fremder Hoheit auf Servern im Ausland gespeichert werden und nicht mehr kontrolliert werden kann, wer darauf zugreift und was damit geschieht, wird offenbar als «tragbares Restrisiko» eingeschätzt.
Wir erlauben uns, dieser Einschätzung zu widersprechen. Nicht erst seit den Enthüllungen von Snowden ist bekannt, wie verschiedenste Geheimdienste immer wieder diverse Cloudplattformen missbrauchen, um selbst «befreundete» oder neutrale Nationen zu bespitzeln und mit den so gewonnenen Daten zu manipulieren.
Dass zudem alle Mitarbeitenden ein persönliches Konto bei Microsoft benötigen, führt dazu, dass auch ihre personenbezogenen Daten dem US-Konzern (und dadurch ggf. auch den US-Behörden) bekanntgegeben werden müssen.
Über die Art der Verarbeitung sowie Dauer der Speicherung geben die MS-Nutzungsbedingungen [3][4] wenig konkrete Auskünfte. Darüber hinaus ist z.B. die Nutzung der Microsoft-eigenen Suchmaschine Bing und der Software-Plattform GitHub explizit von den Datenschutzbestimmungen ausgenommen. D.h. werden diese Dienste durch die Mitarbeitenden verwendet, unterliegen die so erhobenen Daten anderen, d.h. deutlich schwächeren, Schutzbestimmungen.
Pikantes Detail am Rande: Sowohl der Europäische Datenschutzbeauftragte als auch die deutsche Datenschutzkonferenz kommen in ihren Untersuchungen zu dem Schluss, dass der Einsatz der Cloud-Dienste derzeit für Behörden nicht zulässig sei [5].
Denn selbst wenn geplant ist, weiterhin zumindest eigene Datenspeicher in eigenen Rechenzentren für besonders heikle Daten anzubieten, erwecken die öffentlich gewordenen Aussagen der Verantwortlichen den Eindruck, dass die Benützung dieser Speicher in der Verantwortung der einzelnen Mitarbeitenden liegen wird. Eine wirksame Kontrolle darüber, dass die heiklen Daten tatsächlich dort gespeichert werden, scheint nicht vorgesehen zu sein.
Mehrfach wird in den Medien zudem die Alternativlosigkeit der Office-Programme von Microsoft erwähnt.
Auch hier gestatten wir uns, zu widersprechen. Zum einen beweisen weltweit unzählige Verwaltungen, Firmen, Organisationen und Einzelpersonen Tag für Tag, dass nicht-proprietäre Software (z.B. LibreOffice etc.) für den Einsatz im Büro genauso geeignet ist.
Zum andern ist es natürlich hanebüchen, die Microsoft-Produkte als Massstab zu nehmen und dann zu behaupten, andere Produkte wären keine Alternative dazu.
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Fazit
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Wir fordern die Berner Behörden dazu auf, auf den Einsatz der cloud-basierten, proprietären Software zu verzichten und statt dessen wieder die eigene Datenhoheit und die Förderung von freien Alternativen in den Vordergrund zu rücken. Selbst wenn das initial mit mehr Aufwand für die IT verbunden ist. Dieser wird sich auf lange Sicht in mehrfacher Hinsicht bezahlt machen.
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Referenzen und Links
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