Übersicht Projektstatus PDF-Signaturen in LibreOffice. 10. März 2015
Das Wichtigste vorweg: Das Projekt ist abgeschlossen, und wir dürfen mit Stolz sagen, dass es ein voller Erfolg war!
Nachdem unsere Fundraising-Kampagne für die Finanzierung von digitalen PDF-Signaturen in der freien Office-Suite LibreOffice innerhalb weniger Tage ihr Sponsoringziel von 10'000 Fr. erreicht und sogar noch einen kleinen Überschuss ergeben hatte, haben wir die Software-Firma Collabora mit der Umsetzung des Features betraut.
Mit Freude dürfen wir jetzt den Abschluss dieser Arbeiten bekanntgeben. Alle Features wurden wie gewünscht umgesetzt.
PDF-Signaturen: verfügbar in LibreOffice Version 4.4!
Die Grundfunktionalität, d.h. das Erstellen von digital signierten PDF-Dokumenten, wurde offiziell in Version 4.4 von LibreOffice aufgenommen: siehe Release Notes.
Dass das Feature noch so kurzfristig in den Release aufgenommen werden
konnte, verdanken wir einerseits der ausgezeichneten Arbeit der beteiligten
Entwickler, allen voran Tor Lillqvist. Andererseits war es das Collabora-Team,
das spontan von sich aus die ganze Qualitätssicherung und Koordination
des Release-Prozesses übernommen hat!
Aber es geht noch weiter ...
Doch damit noch nicht genug: Dank vieler Spendenzusagen hatte unsere
Fundraising-Kampagne einen Überschuss von 1'500 Fr. ergeben. Dieser
Überschuss, zusammen mit der für uns günstigen Währungsentwicklung,
hat es uns erlaubt, Collabora mit der Umsetzung eines weiteren Features
zu beauftragen: der Integration von digital signierten Zeitstempeln in die
PDF-Signaturen.
Digital signierte Zeitstempel nach RFC 3161 sind ein wichtiges Element der
Signatur und zwingende Voraussetzung dafür, dass ein PDF-Dokument
rechtsgültig digital signiert werden kann. Analog einer notariellen Beglaubigung
bestätigen sie den Zeitpunkt, zu dem die Signatur angebracht wurde - besonders
für Dokumente mit zeitlicher Bindung des Gültigkeitsdatums ein unabdingbarer
Bestandteil.
PDF-Zeitstempel: verfügbar in LibreOffice Version 4.5!*)
Dieses zusätzliche Feature wurde nun ebenfalls umgesetzt und wird ab
Version 4.5*) von LibreOffice zur Verfügung stehen! Auch hier gebührt
den Entwicklern wieder ein großer Dank: Als das Budget aufgebraucht war,
die Arbeit jedoch noch nicht abgeschlossen, haben sie unentgeltlich
weitergearbeitet, bis sie die Funktion fertiggestellt hatten!
*) Edit: Da statt LibreOffice 4.5 der neue Major Release 5.0 veröffentlicht wurde, sind die neuen Features seit Version 5.0 verfügbar.
Aber der grösste Dank gebührt natürlich den Spendern und
Spenderinnen, die mit ihren Beiträgen diesen Erfolg möglich gemacht haben!
Vielen herzlichen Dank dafür!
Mit LibreOffice steht nun die einzige freie, quelloffene Software-Suite zur
Verfügung, die den gesamten Dokumenten-Lebenszyklus vom ersten
Entwurf über die Gestaltung und Überarbeitung bis hin zur Publikation
in unveränderbarer, digital signierter Form abbildet. Es ist sogar, soviel
wir wissen, die einzige Software-Suite überhaupt, die dies kann.
Ein paar unvermeidliche Statistiken ...
Länder nach Anzahl Sponsoren (Total: 97)
Länder nach Prozent am Spendentotal (Total: 11'508 CHF)
... und ein paar persönliche Meilensteine auf dem Weg
2. - 5. September 2014
LibreOffice Conference 2014 in Bern
Mitglieder von Wilhelm Tux und der Linux User Group Bern helfen an der Konferenz mit. Aus einem Pausengespräch mit Michael Meeks und Jan "Kendy" Holesovsky (Collabora) entwickelt sich die Idee, die bereits teilweise implementierte Erstellung von digital signierten PDF direkt aus LibreOffice fertigzustellen. Eine erste grobe Kostenschätzung wird vorgenommen: 10 Tage.
8. September 2014
Kontaktaufnahme mit einzelnen, möglicherweise interessierten Firmen und Personen. Unser Vorschlag stösst auf Interesse.
12. - 14. September 2014
Erste Tests mit der bestehenden Funktion. Es stellt sich heraus, dass der Code noch sehr instabil und unvollständig ist. In einer Blitzaktion entwickelt Michael einen Fix für die auftretenden Programmabstürze. Somit sind erstmals sinnvolle Test möglich. Collabora analysiert den geschätzten Aufwand, und zu unserer Freude reduziert sich die veranschlagte Entwicklungszeit auf 8 Tage.
3. Oktober 2014
Es treffen erste Zusagen von Firmen und Einzelpersonen ein, die das Projekt unterstützen wollen, was uns sehr ermutigt. Es zeichnet sich jedoch ab, dass die benötigten Mittel für die Entwicklung bei weitem nicht erreicht werden. Wir entschliessen uns, ein öffentliches Fundraising durchzuführen, wollen jedoch keine der bekannten Crowd-Funding-Plattformen nutzen. Wir halten den persönlichen Kontakt mit den potentiellen Spendern für wichtiger als den Komfort und die Professionalität dieser Plattformen. Darüber hinaus scheuen wir doch etwas den initialen Aufwand, den es kosten würde, dort eine mehrsprachige Projektseite nach unseren Vorstellungen umzusetzen.
13. Oktober 2014
Offizieller Beginn der Fundraising-Kampagne. Die Website geht online, zum ersten Mal seit Bestehen von Wilhelm Tux auch auf Englisch. Sie enthält ein Formular, auf dem Sponsoren ihre Spenden zusagen können. Die Einzahlung soll erst später erfolgen, sobald genügend Zusagen eingegangen sind.
Es folgen Presseaussendungen in Deutsch und Englisch an über 60 Publikationen, Journalisten und News-Seiten. Gleichzeitig gehen Informationen via Twitter und an Mailinglisten von nahestehenden Communities hinaus. Collabora unterstützt uns aktiv bei der Kommunikation (Danke, Sam!)
Es wird eine öffentliche Spenderliste geführt, die Anzeige der Spender ist optional ("opt-in").
Am selben Tag noch berichten etliche News-Seiten über unsere Aktion, darunter auch ein kurzer Bericht auf heise.de.
16. Oktober 2014
"Das waren vier Tage mit überwältigendem Echo!" Ein Spenden-Zwischenstand von über 90 % konnte vermeldet werden. Meldungen über das Fundraising tauchen in Online-Medien und Communities in der Schweiz, in Spanien, Deutschland, Dänemark, Russland, Tschechien, Argentinien, und im Open Source Observatory der EU auf.
17. Oktober 2014
Um 15:31 wird das Spendenziel von 10'000 Fr. erreicht. Zusammen mit der Zusage kommt die Nachricht des Spenders "Wir machen den Sack zu!" (Danke, Michael!). Dennoch wird weiter gespendet...
20. Oktober 2014
Im ersten Status-E-Mail können wir unseren Sponsoren bereits das Erreichen des Spendenziels mitteilen: "Dank Ihrer Spendenzusagen konnte das Sponsoring-Ziel unseres Fundraising innerhalb von nur 4 Tagen nach Beginn der öffentlichen Kampagne erreicht werden: Wir halten derzeit bei 10'858 Fr.!"
Und es wird weiter gepsendet ...
Wir entschliessen uns, ein "Nachfolgeprojekt" für die Verwendung des sich abzeichnenden Überschusses vorzuschlagen: Die Integration von digitalen Zeitstempeln nach RFC 3161 in die PDF-Signatur-Funktion.
20. Oktober - 2. November 2014
Aufgrund der unerwartet vielen, auch kleinen Spendenzusagen aus europäischen Ländern, vor allem aus Deutschland (der Heise-Artikel hat seine Wirkung gezeigt), müssen wir einen Weg finden, wie wir diese Spenden überhaupt annehmen können, ohne den Grossteil wieder an Gebühren zu verlieren, und ohne dass die Spender zusätzlich hohe Gebühren bezahlen müssen.
Nach einigen Nachforschungen und Testüberweisungen entschliessen wir uns, drei Zahlungsmöglichkeiten anzubieten: Überweisungen aus der Schweiz sowie aus SEPA-Ländern direkt auf unser Konto, darüber hinaus PayPal für Kreditkarten-Zahlungen, und zusätzlich BitCoin.
Neben der Schweiz und der EU gehen übrigens auch Zusagen aus Australien, Ägypten, Neuseeland und den USA ein.
2. November 2014
Die Website mit den Zahlungsinformationen geht online, und wir bitten unsere Sponsoren, die zugesagten Beiträge zu überweisen: "Es ist so weit, unsere Fundraising-Kampagne für PDF-Signaturen in LibreOffice geht in die nächste Phase." [...] "Sobald genügend Mittel auf unserem Konto sind, werden wir den inzwischen ausgearbeiteten Vertrag mit Collabora unterschreiben, und dann kann die Entwicklungsarbeit beginnen."
10. November 2014
Als sich abzeichnet, dass "unsere" Sponsoren eine aussergewöhnlich gute Zahlungsmoral haben, und ein beachtlicher Teil der zugesagten Beiträge bereits nach wenigen Tagen eingetroffen ist, unterschreiben wir, entgegen unserem ursprünglichen Plan, den Vertrag mit Collabora, damit sie so schnell als möglich mit den Arbeiten beginnen können. LibreOffice Version 4.4 ist in der letzten Testphase, und mit etwas Glück schaffen wir es noch dort hinein ...
12. November 2014
Wir senden "unserem" Entwickler, Tor Lillqvist, die vorbereiteten Testdokumente, Zertifikate/Schlüssel usw. sowie eine von der Schweizerischen Post freundlicherweise zur Verfügung gestellte Test-SuisseID.
12. Dezember 2014
Good news and bad ... Tor ist es gelungen, den alten Code für Apple OSX und Linux fertigzustellen. Darüber hinaus hat er die bisher völlig fehlende Unterstützung für Windows komplett neu implementiert. Leider treten beim Testen der SuisseID unvorhergesehene Schwierigkeiten auf, so dass die Smartcard-Unterstützung nicht abschliessend getestet werden kann. Wir benötigen dringend eine neue SuisseID ...
Aber das primäre Projektziel ist erreicht!
21. Dezember 2014
Wir können unseren Sponsoren die erste gute Nachricht geben: "Erster Teil der Entwicklung bereits abgeschlossen. Wir haben die Testphase gestartet. Alle abgeschlossenen Funktionen funktionieren bisher einwandfrei unter Windows, Mac OSX und Linux!"
Gleichzeitig bitten wir Collabora um eine Kostenschätzung für die Implementierung der RFC 3161 Zeitstempel.
15. Januar 2015
Zwischenveröffentlichung des aktuellen Projektstatus.
19. Januar 2015
Collabora schätzt den Aufwand für die RFC 3161 Zeitstempel auf zwischen 5 und 7 Tagen.
2. Februar 2015
Wir erteilen den neuen Auftrag an Collabora. Aufgrund des Überschusses aus dem Fundraising und den inzwischen aufgetretenen Währungsschwankungen können wir weitere 40 Stunden Entwicklerarbeit bezahlen.
Am selben Tag erhalten wir endlich eine neue Test-SuisseID, die wir sofort an Tor weitersenden.
10. Februar 2015
Die Arbeiten an der Fertigstellung der Smartcard-Unterstützung und den RFC 3161 Zeitstempeln werden aufgenommen.
10. - 26. Februar 2015
Wir können uns bei der Fehlersuche auf einigen Entwicklungsstufen sogar noch am Rande nützlich machen ...
27. Februar 2015
Es ist geschafft! Tor hat die letzten undokumentierten Hürden der verwendeten Signaturschnittstelle überwunden und sendet uns das erste, vollständig aus LibreOffice erzeugte, mit einer SuisseID signierte PDF-Dokument mit eingebettetem Zeitstempel.
Und Collabora will uns die über die veranschlagten 40 Stunden hinaus geleistete Arbeit nicht in Rechnung stellen ...