Unsere Landesverteidigungsorganisation hat nicht gerade den Ruf, in
Sachen moderner Kommunikationsmethoden und neuer
Informationstechnologien eine Vorreiterrolle zu spielen.
Mit IT wird stiefmütterlich umgegangen, wenn sie nicht die Treffer einer
Simulationspanzerfaust auf einen imaginären Panzer zählt. Und wohl auch
deshalb kam die Armee zu Freier Software wie die Jungfrau zum Kinde.
Entgegen ihrem Ruf arbeiten Instruktoren mehr als die üblichen 42
Wochenstunden. Auch wenn nach der Doktrin ihr "Arbeitsplatz auf dem
Feld" ist, verbringen sie Stunden um Stunden mit administrativen
Aufgaben. Munition bestellen, Waffenplatz reservieren, Befehle am
Rapport besprechen; das frisst Zeit. Freizeit.
Gut militärisch hat Oberst Chastonay, Kommandant der Infanterieschule
Herisau/Gossau, deshalb im Frühjahr 2001 seinem Stellvertreter den
Auftrag erteilt: "Machen sie was!" Und der hat.
Im Juni dieses Jahres wird die Schule mit einem Intranetsystem
ausgerüstet, basierend auf einem Open Source Content Management System
einer Rebsteiner Firma und auf OpenBSD.
Das Projekt hat inzwischen offiziell Pilotcharakter im Heer und Unterstützung bis in die
Armeeführung erhalten.
Der Entscheid für Freie Software fiel weniger aus der hehren Überzeugung heraus, es
dem chinesischen Militär in Sicherheitsfragen nachmachen zu müssen und
den Source Code einsehen zu wollen, sondern war in erster Linie eine
reine Kostenfrage. Auf nicht mehr ganz aktuellen Servern konnte mit
einem minimalen Budget ein System realisiert werden, das alle
Anforderungen an Stabilität, Sicherheit und Funtionalität erfüllt.
Für
die Mitarbeiter bedeutet das vereinfachte Prozesse und dokumentierte
Kommunikation.
Das Modell kann Schule machen. Wenn das Pilotprojekt ein Erfolg wird,
zumindest im Heer. Es kann aber auch Vorbild für alle staatlichen
Institutionen werden, die mit Effizienz- und Kostendruck zu kämpfen
haben. Moderne Informationstechnologie ist in unserem Land nicht immer
eine Frage des Wechsels von proprietären Produkten. Oft genug geht es
darum, ob die Einführung finanzierbar ist. Und sie ist, wie das obige
Beispiel belegt.
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