Potential von Linux für die Volksschule 

Unter „Linux“ verstehen wir Betriebssysteme samt graphischen Oberflächen und umfangreichen Programmsammlungen von meist freier open source Software (FOSS). Die Anzahl Schulen mit Linux-Umgebungen steigt ständig. Die Kantone Solothurn und Genf planen grosse Migrationen und anderswo sind diese schon erfolgt. 

Was ist das Potential von Linux an der Volksschule? Dies ist ein Teil der Frage "Was ist das Potential von FOSS an der Schule?"

Linux-Systeme für Server sind frei verfügbar – kein Aufwand und keine Kosten für proprietäre Lizenzen! – und bieten einfache Wartung, hohe Stabilität und Immunität gegenüber klassischen Email-Viren. Die Linux-Server können nicht nur Daten verwalten, sondern auch Programme liefern: Standard-Anwendungen und Lernsoftware – teilweise auch bekannte Windows-Programme wie „Bonne Chance“. Dies erlaubt die Benutzung besonders sparsamer und langlebiger „Thin Clients“ im lokalen Netzwerk (siehe auch PDF 600 kB) oder – via Internet – beliebiger PCs (Win/Lin/Mac) an beliebigen Orten, also auch zuhause. Beispiel: Primarschule Ried-Brig. (Siehe auch PDF 200 kB)

Zusätzlich können mit „virtuellen Betriebssystemen“ beliebige Windows-Anwendungen in primären Linux-Umgebungen – oder umgekehrt ganze Linux-Programmsammlungen in primären Windows-Umgebungen ausgeführt werden – auch Kombinationen mit Macintosh sind möglich. Eine spezielle Möglichkeit bietet die KDE-Education-Umgebung, welche von Linux/Unix auch auf Windows portiert wird.

Auch auf eigenständigen PCs sind vorinstallierte Linux-Desktops im Kommen, dank neuen kleinen Geräten wie Netbooks, Smartphones, und Projekten wie „One Laptop per Child“.

Eine besonders interessante Linux-Spezialität sind „Live-CDs“ und bootbare USB-Sticks. Diese enthalten komplette Systeme und machen es möglich, die persönliche Lernumgebung auch ohne Netzwerk auf PCs an beliebigen Orten zu verwenden: Neustart mit eingelegtem Medium genügt. Installierte Systeme und Festplatten der Wirt-PCs werden nicht benötigt. Beispiel: Live-DVD (3.1 GB zum selber Brennen) und Lernstick der Pädagogischen Hochschule der FHS Nordwestschweiz.

Für alle diese Dinge brauchen die SchülerInnen und Lehrpersonen im Unterricht keine speziellen Systemkenntnisse: sie bedienen einfach die Programme und speichern ihre Daten. Hingegen profitieren sie im Fach Informatik vom Umgang mit heterogenen ICT-Umgebungen und dadurch auch im späteren Berufsleben. ICT-Verantwortliche benötigen hingegen etwas Spezialwissen, welches in der Schweiz z.B. an regelmässigen OSS-Weiterbildungstagen vermittelt wird.


Publiziert im Newsletter Schulinformatik 09/08 der Pädagogischen Hochschule Bern, Zentrum für Bildungsinformatik

Theo Schmidt 15.9.2008
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